Für jede Dolmetscherin und jeden Dolmetscher gehört die Stimme zum wertvollsten Kapital.
Als Konferenzdolmetscherin für hochrangige Veranstaltungen gehört es zu meiner Verantwortung, meine Stimmbänder zu pflegen, Stimmhygiene zu betreiben und regelmäßige Stimmbildungsübungen zu machen.
Nun habe ich das große Glück, dass meine Stimmtrainerin in London eine ausgebildete Musicalsängerin und Schauspielerin ist, die eine jahrelange Bühnenerfahrung vorzuweisen hat. Da ich seit langem schon richtig singen lernen wollte, bat ich sie, unsere Stunden über das normale Maß hinaus zu erweitern und mir noch mehr beizubringen als das, was ich für meinen Beruf als Dolmetscherin brauche.
Seit vielen Monaten übe ich nun schon meine Tonleitern, verbessere die Stimmführung und weite meinen Resonanzraum aus, doch der Satz, der hängenblieb und den stärksten Eindruck bei mir hinterlassen hat, war ein Ratschlag ganz zu Beginn meines ersten Liedes:
Einfach raushauen, sagte meine Stimmtrainerin.
In dem Moment wurde mir schnell klar, dass ich „einfach mal raushauen“ nicht gewohnt war. Mag es daran liegen, dass ich in Deutschland aufgewachsen bin, mag es an der Erziehung oder meiner Ausbildung liegen, ich war nicht darauf gefasst, was dieses völlig neue Konzept mir mit macht. Aber es ist offensichtlich, dass diese Herangehensweise ungeahnte Kräfte freisetzt.
Und so gehe ich mit Herz und Seele an die neuen Stücke heran und vertraue darauf, dass meine Technik sich mit der Zeit auch verbessern wird. Beim Singen und beim Bloggen.
In diesem Sinne beginnt heute mit diesem Blogpost ein neues Kapitel: einfach rausgehauen!